Als Mitarbeiter auf einem Zeltlager habe ich schnell gelernt, dass ich meine Teilnehmer, für die ich verantwortlich war, zuerst kennenlernen muss, bevor ich sie richtig behandle und Situationen richtig einschätze. Daher beschäftige ich mich in den ersten zwei Tagen vor allem mit folgenden Fragen:
1 Wo liegen die Stärken und Schwächen (Verbesserungspotentiale) der Mitarbeiter? Für diese Frage überlege ich mir pro Mitarbeiter zwei Dinge, die er oder sie gut kann und zwei Dinge, die man besser machen kann.
2 Anschließend gilt es zu überlegen wie man die Stärken in die Gemeinschaft einbringen kann, sodass möglichst alle davon profitieren.
3 Als nächstes versuche ich die Rollenverteilung in meiner Gruppe aufzuzeichnen
4 Daraufhin versuche ich mich in diesem Gefüge zu platzieren und einzuordnen. Wo stehe ich in der Gruppe?
5 Abschließend gilt es sich darüber Gedanken zu machen, wo es mögliche Konflikte und Probleme gibt oder welche entstehen könnten.

Stärken und Schwächen

Für Chefs und Mitarbeiter mit Personalverantwortung ist es von großer Bedeutung sich zu überlegen, welche Begabungen die einzelnen Mitarbeiter haben. Es ist wichtig dies zu wissen, um diese Stärken möglichst gewinnbringend in das Team und somit in das Unternehmen einarbeiten zu können. Dies wird oft „den Mitarbeiter an der richtigen Stelle und seinen Begabungen entsprechend einsetzen“ genannt. Vielmehr sehe ich jedoch die Aufgabe eine Chefs darin, seine Mitarbeiter in allen Belangen verstehen zu lernen.

Zum einen gilt es den physischen Aspekt zu beleuchten. Sind meine Mitarbeiter Kraftpakete, ausdauernd oder schnell von zu viel Arbeit erschöpft? Sind meine Mitarbeiter vielleicht Sportskanonen und zum Beispiel Fußballspieler oder spielen sie lieber Tischtennis oder Tischfußball? Es gibt aber noch einige andere Begabungen, die deine Mitarbeiter haben, zu ergründen.

Ich finde es immer spannend herauszufinden, ob jemand aus der Gruppe eher handwerklich begabt ist, ob jemand gerne bastelt oder künstlerische Vorlieben hat und gerne zeichnet. Diese Menschen zeichnet meist Kreativität, Fingerspitzengefühl und präzisies, filigranes Arbeiten aus.

Natürlich gibt es auch die Dichter und Denker. Einige sind mathematisch orientiert, andere sprachlich, wieder andere sind haben ein sehr großes Allgemeinwissen und wieder andere denken sehr gern und oft strategisch.

Vielleicht ist aber auch einer in deiner Gruppe, der eine große soziale Begabung hat.

Meine besondere Herausforderung besteht meist darin, herauszufinden, welche Schwächen meine Gruppenmitglieder und Mitarbeiter haben. Um anschließend alles daran zu setzen, dass ich diese Schwächen nicht unnötig herausstelle und offenlege. Dies nehmen manche Mitarbeiter oder Teilnehmer als Schutzraum wahr und fühlen sich dadurch sicherer.

Hintergrund und Gruppendynamik

Wo kommen deine Mitarbeiter her? Was beschäftigt sie und was bringen Sie aus ihrer Vergangenheit mit? Ein Scheidungskind handelt anders als jemand, der alleine aufgewachsen ist, der wiederum anders reagiert als ein Mitarbeiter, der in einer Großfamilie aufgewachsen ist. Dabei gilt es darauf zu achten, welches Verhalten die Teilnehmer und Mitarbeiter an den Tag legen. Ich stelle mir dabei zusätzlich stets die Frage: „Kann man sich in der Gruppe wohlfühlen?“

Natürlich kann man genauer hinschauen und mögliche Machtgefälle innerhalb der Gruppe analysieren, wie erfahrene Mitarbeiter mit neuen Neulingen umgehen oder ob sich neue Mitarbeiter trauen etwas gegen die Erfahrenen zu äußern. Oftals lassen sich an diesen Begebenheiten erkennen, wie wohl sich einzelne Mitglieder der Gruppe fühlen. Nicht jeder zeigt, dass er sich unwphl fühlt und einige ziehen sich lieber zurück.

Einen Punkt, den man nie aus den Augen verlieren sollte, ist das Schubladen-Denken. Manchmal geraten einige Mitarbeiter in eine Schublade. Nun stelle ich mir stets die Frage: Kann man diese Personen aus dieser Schublade, in die sie andere gesteckt haben, wieder herausholen? Gibt es Mitarbeiter, die sich aus Ihrer Position heraus Vorteile erarbeitet haben und diese gegenüber anderen Mitarbeitern ausnutzen?

Es ist von großer Bedeutung seine Mitarbeiter zu kennen. Wer weiß, dass es in der Gruppe einen Mitarbeiter gibt, der Ungerechtigkeit nicht leiden kann, oder der Ordnung liebt und gerne herstellt, der kann dementsprechend reagieren oder Bemerkungen besser einschätzen. Sensibel genug zu sein für die Wechselwirkungen in der Gruppe, die Hintergründer der einzelnen Gruppenmitglieder im Hinterkopf zu behalten und möglichst flexibel auf sich wechselnden Umstände reagieren zu können, das empfinde ich als wichtige Gratwanderung bei der Teamführung.

Wohlfühlen und leben

Kennst du bereits alle Namen deiner Mitarbeiter, also auch ihre Zweitnamen oder Spitznamen? Ich frage mich immer wie wohl ich mich in der Gruppe fühle und wie wohl sich andere in unserem Team fühlen. Leitungspersönlichkeiten sollten sich hierbei fragen, ob sie eher der autoritäre oder der kumpelhafte Chef sind. Beides kann Vor und Nachteile haben. Während der eine allein durch sein Charisma meistens die Zügel locker in der Hand hat, müssen andere Chefs sich ihre Position mühsam erarbeiten. Hierbei gilt es zu hinterfragen, an welchen Stellen man mit seiner Gruppe nicht zurecht kommt, und wo sich nicht kontrollierbare Eigendynamiken entwickeln. Meist liegt es aber auch nur daran, dass man jemanden bestimmtes nicht leiden kann und daher seine eigenen Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Vielleicht bekommst du als Chef aber auch einfach nicht alles mit, was so gesprochen und besprochen wird.

Fazit

Hast du dein Handeln analysiert und bist der Meinung mit allen Gefahren zurecht zu kommen oder siehst du Gefahren? Wichtig ist, ob du noch alles unter Kontrolle hast. Wenn nicht, solltest du dir Hilfe suchen. Bei deinem Chef oder einem Kollegen.

Hinterlasse einen Kommentar